Hintergrund
Anorexia nervosa (AN), auch Magersucht genannt, ist eine schwere psychische Erkrankung mit der höchsten Sterblichkeit unter psychischen Störungen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Erkrankung beginnt meist in der Jugend und kann die Gesundheit über viele Jahre in dieser entscheidenden Entwicklungsphase beeinträchtigen.
Viele Betroffene schaffen es, gesund zu werden, aber oft erst nach Klinikaufenthalten, die in der Regel 3-6 Monate dauern. In dieser Zeit werden die üblichen, sozialen Kontakte unterbrochen und die erlernten Strategien lassen sich manchmal im Alltag nur schwer umsetzen. Da die Erkrankung bei etwa einem Drittel der erkrankten Personen mit Rückfällen und chronisch verläuft, müssen vor allem ambulante Behandlungsoptionen dringend verbessert werden.
Erfahrungen und Studien aus dem englischsprachigen Raum zeigen, dass die ambulante Familien-Basierte Therapie (FBT) vielen jungen Menschen mit Essstörungen helfen kann. Im Vergleich zu anderen ambulanten Therapieformen konnten durch FBT Klinikaufenthalte verkürzt oder sogar vermieden werden. In England und den USA hat sich die FBT als Behandlung der ersten Wahl für Kinder und Jugendliche mit AN etabliert. Ein Vorteil der FBT ist, dass Betroffene in ihrem gewohnten Umfeld genesen können. Zudem wird die Familie als zentrale und langfristige Ressource für die Genesung aktiv einbezogen. FBT wird jedoch in Deutschland bisher kaum angeboten, da belastbare Studien zur Wirksamkeit im deutschen Gesundheitssystem fehlen und es nur wenige in FBT ausgebildete Therapeut:innen gibt.
"Die stationäre Aufnahme unserer Tochter zu Beginn ihrer Anorexie war lebensnotwendig, ließ uns Durchatmen und vorerst Verantwortung abgeben. Sie war die Basis für eine erfolgreiche Weiterbehandlung im FBT-Setting zu Hause."
Rückmeldung einer Familie, die FBT erhalten hat.